Am heutigen Standort der Arbeiterkammer Wien in der Prinz-Eugen-Straße 20-22 befand sich bis 1954 das Palais der Bankiersfamilie Rothschild. Dieses wurde unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 von NS-Behörden beschlagnahmt und diente bald als Sitz der von Adolf Eichmann gegründeten „Zentralstelle für Jüdische Auswanderung“. Ziel dieser Behörde neuen Typs war zunächst die Koordination und Durchführung der möglichst raschen Vertreibung der einheimischen jüdischen Bevölkerung, der dabei systematisch ein Gutteil ihres Vermögens abgepresst werden sollte. Die Wiener „Zentralstelle“ erfüllte sowohl die Vertreibungs- als auch die Beraubungsaufgabe so effizient, dass sie im Weiteren als institutionelles role model für ähnliche Einrichtungen im Deutschen Reich und in anderen Staaten des besetzten Europas fungierte.
Im Herbst 1941 wurde die Politik der Vertreibung bzw. erzwungenen Auswanderung durch die NS-Machthaber aufgegeben. Ihr neues Ziel war die physische Ermordung all jener Menschen, die nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 als Jüdinnen und Juden galten. Die Umsetzung dieses Genozids im Gebiet des heutigen Österreichs, das heißt die Deportation der verbliebenen jüdischen Bevölkerung in die Ghettos und Todeslager Osteuropas, wurde ebenfalls von der „Zentralstelle“ dirigiert. Eichmanns Mitarbeiterstab wurde im Zuge dieser Aktionen zur führenden bürokratischen Expertengruppe im Rahmen des NS-Völkermordprogramms. Als von den etwa 200.000 jüdischen EinwohnerInnen Wiens nur noch wenige hundert in der Stadt zurückgeblieben waren, wurde die Zentralstelle im März 1943 liquidiert.
Von den hier tätigen SS- und Polizeiangehörigen wurden nach 1945 nur wenige zur Verantwortung gezogen, obwohl sie direkte Verantwortung für den Tod zehntausender Menschen trugen. Lediglich zwei, Adolf Eichmann und Karl Rahm, wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Das gegenständliche Projekt hat eine Sammelpublikation zum Ziel und ist Teil einer breiter angelegten Auseinandersetzung mit der Standortgeschichte der Arbeiterkammer, die u. a. die Errichtung eines Denkmals vor dem Haus, sowie eine Informationsinstallation im Foyer vorsieht.